Schon lange plagt es mich
Immer wieder anders, jetzt zunehmend
Als Schmerz, als Druck, als Unwohlsein,
als Meldung „das ist nicht gut in meinem Körper“
Schon lange nervt es mich
Und ich entkomme ihm dennoch nicht
Hänge in dieser Erfahrung
Die mehr wird statt weniger
Immer von Neuem, egal wie ich mich abwende
Schon lange könntest du das mitnehmen
Nach Golgatha oder anderswohin
Am liebsten wäre mir
Du würdest es verbrennen oder einschmelzen oder einfach in Stücke teilen
Nur Ruhe könnte es mir machen
Aber da hängst du
Und nichts hast du mitgenommen
Und meines ist auch noch
Und Aussatz und Krebs und Aids und das andere alles, sind immer noch da.
Schon lange denke ich
Diese Aufgabe ist doch auch viel zu schwer
Wer kann das wegnehmen
Wer kann das unsichtbar machen
Wer sollte nur dafür sorgen
Dass alles gut wird
Ich habe noch alles, was mich grad plagt
Und du hattest auch alles, was fast nicht zu tragen war
Und ich schaue dich an, und bin froh, hast du mir meines gelassen
Ich hätte gar nicht wollen, vermute ich, dass du es trägst
Nur, dass du vielleicht beim Schleppen
Hier und da die Hand mir auf die Schulter legst
Und nur einfach kurz mir in die Augen schaust
Damit ich denke „du siehst mich“.
Karfreitag 2020